Hier wollen wir in loser Reihenfolge Projekttage vorstellen. Vielleicht interessieren Sie sich auch für unsere pädagogischen Angebote? Oder Sie möchten eine Autorenlesung oder ein Zeitzeugengespräch in Ihrer Schule anbieten? Oder Sie möchten mit Ihren SchülerInnen am authentischen Ort einen besonderen Projekttag erleben? Sprechen Sie uns an!

Shanghai: zum Zweiten

Am 25.02.2020 war Shanghai - Steffen Drenger erneut Gast einer Chorklasse des Hegel-Gymnasiums, dieses mal eine 9. Klasse, die sich mit DDR-Geschichte außerhalb der Lehrbücher beschäftigen wollte.

Eine Schülerin hat diese 2 Stunden so beschrieben:

"Früher Punk und Musiker in Magdeburg, heute Moderator und Autor in Weimar, das ist Shanghai Drenger. Mit vielen Geschichten und seiner Gitarre besuchte er unseren Unterricht und zeigte uns so ein Bild von seinem Leben als Punk in der DDR.

Uns gefiel es, ihm zuzuhören, weil Shanghai, wie er früher und auch heute genannt wird, sehr viel zu erzählen hatte. So zum Beispiel erinnerte er an die Arbeiter- Festspiele im Juni 1986 in Magdeburg. Punks sollten die Stadt verlassen, weil „die Stadt sollte sauber sein“. Allein diese Aussage zeigte uns, was man in der DDR von derartigen „Randgruppen“ hielt. Alle Punks sollten zu Hause bleiben oder raus aus der Stadt. Das ließen sie sich natürlich nicht gefallen und beschlossen „…entweder alle bleiben oder alle gehen.“ Da Schanghai Drenger zu diesem Zeitpunkt dienstlich dringend gebraucht wurde (er war Straßenbahn-fahrer), konnte er die Stadt nicht verlassen, aber auch nicht zu Hause bleiben. Somit stand fest, alle bleiben. Später entstand dann in der Szene die Idee, noch mehr Punks einzuladen, aus der ganzen DDR. Also verfassten Shanghai und seine Freunde mehrere Briefe mit dem Absender „Magdeburger Untergrund“ und verschickten diese an Freunde in der ganzen Republik. Wie es nicht anders sein konnte, gelangten die Briefe natürlich in die Hände der Polizei und der Staatssicherheit. Der Verfasser des Briefes wurde vergeblich gesucht, aber er sollte dann doch durch einen dummen Zufall gefunden werden.

Nach einem Rock-Konzert waren Shanghai Drenger und ein paar Freunde auf dem Nachhauseweg und gingen an dem im Brief vereinbarten „Treffpunkt Damaschkeplatz“ vorbei. In diesem Moment, ohne das irgendwer etwas getan hatte, kam ein Streifenwagen und nahm alle mit aufs Revier, wo sie, wie immer, befragt und stundenlang festgehalten wurden, „die Bude füllte sich“. Jeder dachte, es wäre wie immer, doch nach einer Wohnungsdurchsuchung bei Shanghai stand der Verfasser des Briefes fest.

Schon allein dass Wohnungsdurchsuchungen stattfanden, hat mich persönlich sehr schockiert, weil das zeigt, dass damals niemand eine Privatsphäre hatte. Bei ihm wurde die Schreibmaschine, mit der die Einladung verfasst wurde, sichergestellt. Daher wurde Shanghai in das Stasigefängnis Moritzplatz eingeliefert. Es begann sein Jahr im Gefängnis, aufgrund „Versuchter Zusammenrottung“. Um uns das Gefühl, das ihn beschlich, zu beschrieben, wählte er die Worte „…wie im Comic“.

Während seiner Inhaftierung brachte man ihn mehrmals an einen anderen Ort. Einmal auch nach Brandenburg, dem damals größten Gefängnis der DDR.

Hier saß er nun Tür an Tür mit Mördern, Vergewaltigern und „Spionen“ sowie über 3000 Verbrechern, obwohl er nur Briefe an Freunde geschrieben hatte. Nach einem langen Prozess und durch das Eingreifen kirchlicher Kreise wurde seine Zeit im Gefängnis von fast drei Jahren auf ein Jahr reduziert.

Shanghai erzählte uns auch von seiner Band „Vitamin A“. Sie war auch ein Grund für seine Entlassung. Es gab sie von 1982-1985. Zuerst spielte man mit selbst gebastelten Instrumenten, später mit fast unbezahlbaren Gitarren. Zusammen mit seinen Kumpels „Maxe“ und „Snorre“ reiste er durch die ganze DDR und spielte dort in Jungen Gemeinden (JG) der Kirchen. Das waren dann Veranstaltungen, bei denen bis zu 300 Punks die Kirche „stürmten“, um die neue Musik zu hören. Vor allem aber auch, weil die Discomusik für Punks, die sich ja grundsätzlich herausheben wollten, zu langweilig war.  In so manchem Keller wurde gefeiert, aber mit eigener Musik. Doch nach einer halben Stunde stand meist Polizei vor der Tür, um die Veranstaltung aufzulösen.

Wir alle waren überrascht als Shanghai seine Gitarre nahm und uns zwei seiner Songs „Das Land ist dein Land...“ und „Die Welt ist grau“ vorstellte.

Es ist kein Wunder, dass gesellschaftskritische Zeilen wie „Scheißstaat gleich Polizeistaat“ oder „wir schmeißen alle Bonzen raus“ nicht auf Gegenliebe stießen. In seinen Songs wurden versteckt Probleme angesprochen, wie zum Beispiel, dass sich auch Jugendliche nicht immer frei in der DDR bewegen durften. Unter anderem wollte er mit seinen Liedern Veränderung erreichen.

Selbst vor Gericht zeigte er seine Art. Er sah den Gerichtssaal als ein „Podium, um Menschen aufzuklären“ an. Das mochten die Leute im Saal. Manchmal sogar so sehr, dass applaudiert wurde, nachdem er gesprochen hatte. Auch das stieß bei den Offiziellen nicht auf Begeisterung.

„Manchmal frag ich mich, warum ich so war, aber ich steh dazu, weil ich will mich auch nicht verbiegen“.

Wir waren alle sehr begeistert. Jeder war fasziniert von Shanghais Art und seinen Geschichten. Auch als er etwas zu den Bildern, die auf der Whiteboard gezeigt wurden, erzählte, waren wir sehr interessiert. Er hat unser Bild der DDR, das wir erst schwarz-weiß gesehen haben, in Farbe verwandelt. Vielen Dank!

Fotos: Bettina Wernowsky

Ein Ausflug in die Vergangenheit

Der 14. November 2019 war für die 28 SchülerInnen der Klasse 5b des Professor-Förster-Gymnasiums Haldensleben etwas Besonderes: kein Unterricht sondern ein Ausflug nach Magdeburg stand auf dem Stundenplan, mit dem Film "Fritzi. Eine Wendewundergeschichte". Es war nicht nur ein Ausflug in eine andere Stadt, sondern in die  Vergangenheit. Dazu stand folgendes auf dem Plan: Kino, ein bisschen arbeiten, viel reden und sogar noch das Erkunden der authentischen Bereiche im Gedenkstättenkomplex. Die erste Station war der Moritzhof, mit dem "Kino unterm Dach". Und dem Film. Aber ohne Popcorn ...

Vorbereitend hatten die SchülerInnen mit den Eltern und Großeltern gesprochen: Wie war das denn in der DDR? Was war denn im Herbst 89 los? Und wie war das mit der Grenzöffnung? Und was hast du so erlebt? - viele SchülerInnen hatten somit etwas zu erzählen.

84 Minuten später war der Film zu Ende, doch bereits während des Films wurden Emotionen laut: Aufregung über die fürcherliche Lehrerin Frau Liesegang, über unfaire MitschülerInnen, über die fiesen Stasi-Leute, über unheimliche Szenen an der Grenze, und natürlich Lachen über den süßen Hund Sputnik.

Ortswechsel in den Gedenkstättenkomplex und ein kleines Arbeitsblatt haben anschließend geholfen, die Gedanken zu ordnen. Kluge Fragen, interessante Aspekte und unerwartete Sichten auf die Ereignisse, die vor 30 Jahren der Beginn einer veränderten Welt wurden, zeigten, dass sich die SchülerInnen mit den vorgekommenen Themen beschäftigt haben und zum Nachdenken angeregt waren.

Anschließend gabs den Rundgang durch die Zellen und den Vernehmerraum. >Und wieder Fragen, viele Fragen, und dann war schon die Zeit um. Der Zug nach Haldensleben wartet nicht ...

Fotos: Kordula Zollenkop

Mal etwas anderes

Der 20.02.2020: Ein Projekttag für die Schülerinnen und Schüler zweier 12. Klassen des Magdeburger Siemens-Gymnasiums, eine ProjektLesung war das Angebot. Wir durften den Autor Johannes-Michael Worbs nach einigen Jahren wieder begrüßen, mit seinem Roman "Deckname Carola". Spannend und nachvollziehbar beschreibt der ehemalige Pfarrer die Geschichte eines jungen Mädchens, das in den späten1980er Jahren von der Stasi als IM angeworben wurde, gespitzelt hat und nach dem Ende der DDR enttarnt wurde.

Eine Gesprächsrunde mit dem Autor hat diesen etwas anderen Projekttag beschlossen - und Blumen als Dankeschön.

Der erste Projekttag 2020

Das Jahr ist 21 Tage alt, als am Dienstag im Hegel-Gymnasium der Startschuss für die Projekttage 2020 fällt. Die Chorklasse der 10. Jahrgangsstufe hat sich mit einer nicht angepassten Jugend in der DDR näher befasst und war dazu im Gespräch mit Shanghai - Steffen Drenger: Der als Jugendlicher neben seinem Job als Straßenbahnfahrer lieber Punk-Musik machte, die DDR-Gesellschaft und ihre Erscheinungsformen hinterfragte, der eine Stasi-Untersuchungshaft am Moritzplatz erlebte, als Verurteilter in Brandenburg inhaftiert war. Shanghai hatte schnell den "Draht" zu den Schülerinnen (und dem einzigen Schüler) hergestellt, nach interessanten (Nach-)Fragen spielte Shanghai noch einige Titel seiner ehemaligen Band "Vitamin A" auf der Gitarre.

Und als Dankeschön der Klasse für die 90 Minuten Einblick in ein anderes Leben der perfekte Chorgesang: "Die Gedanken sind frei" - einfach schön, einfach treffend.

"Herbst 89" auf der anderen Seite des Atlantiks

Es ist der 6. September, 8:45 Uhr. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern steht vor dem Eingangstor zur Gedenkstätte Moritzplatz. Sie gehen noch nicht hinein, denn ein Mann mit eindrucksvollem Mikro spricht mit ihnen und verkabelt eine Schülerin und einen Schüler.

Es ist ein Drehtag für ein Filmteam aus Berlin. Im Auftrag des Goethe-Institutes in Toronto. Nun gab es ja schon manche Dreharbeiten in der Gedenkstätte, für Film und Fernsehen oder für Dokus, aber was an diesem Freitag gefilmt wurde, war ein kompletter Projekttag der Schülerinnen und Schüler einer 12. Klasse des Hegelgymnasiums Magdeburg.

Und das kam so: Die Leiterin für Spracharbeit und Bildungskooperation vom Goethe-Institut in Toronto, Ulrike Kugler, ist im Mai dieses Jahres durch Internet-Recherchen auf die Projektarbeit, die das Dokumentationszentrum konzipiert, anbietet und durchführt, aufmerksam geworden. Für die Schülerinnen und Schüler in Nordamerika, Kanada und Mexico wird bereits seit 1991 ein Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Grundlage ein Kurzfilm ist. Aus diesem Film wiederum ergeben sich dann Fragen und Aufgaben für eigene Projekte der Schülerinnen und Schüler. Drei Preisträger werden mit einer Sprachreise nach Deutschland belohnt. Und für dieses Jahr hatte sich das Goethe-Institut thematisch auf den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution konzentriert und wollte einen Projekttag für diesen Kurzfilm dokumentieren. Projektarbeit in Gruppen, Interviews mit den Schülerinnen und Schülern und ein Gespräch mit einem Zeitzeugen waren die Wünsche des Goethe-Institutes.

Dankenswerterweise hat die Schulleitung des Magdeburger Hegelgymnasiums das Projekt unterstützt, indem der Klasse mit ihrer Geschichtslehrerin Manuela Krayl erlaubt wurde, einen Tag der Schule fern zu bleiben. Die Schülerinnen und Schüler waren bereits zum 3. Mal hier und somit schon mit dem authentischen Ort bekannt. Und nun neugierig auf den Tag.

Nach einer kurzen Vorstellung des Ablaufs wurde zum Einstieg in das Thema „Magdeburg im Herbst 89“, eine Kurzfassung der gleichnamigen Doku ( © Dokumentationszentrum/ Bürgerkomitee Magdeburg e.V.), eingespielt. Anschließend haben sich die Jugendlichen die gleichnamige Ausstellung mit dem Blick auf die Aufgabenstellung erschlossen. Das Besondere dabei war, dass der Fokus auf der Rolle und den Einsatz von Fotografien lag. Also war ein gezielter Blick auf die Fotos in der Ausstellung und auf die zur Auswahl stehenden Fotografien in den Arbeitsmappen gefragt.

Eine kleine Pause schaffte danach den nötigen Freiraum, um wieder aufnahmebereit für den nächsten Programmpunkt zu sein: das Gespräch mit dem ersten Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg nach 1989, Dr. Willi Polte. Die jungen Leute hatten Fragen, die Dr. Polte ausführlich und interessant zu beantworten wusste. Das städtische Leben im Magdeburg der DDR wurde ebenso hinterfragt und nachgefragt, wie das politische Leben danach. Natürlich waren die SchülerInnen auch neugierig auf die Person, die da vor ihnen saß, auf Dr. Polte. Sein Leben und Werden und Wirken war genauso spannend und interessant wie die großen, gesellschaftlichen Vorgänge. Und die Wirkung von Politik und Gesellschaft auf den Einzelnen. Das wichtige Statement von Dr. Polte: eine Demokratie lebt vom Mit-Tun aller und kann auch nur dann gelingen.

Das alles wurde vom Filmteam festgehalten: Dr. Polte wurde interviewt, die Arbeitsergebnisse der SchülerInnen sind nach einer kleinen Pause in der Runde vorgestellt worden, kluge Ergebnisse, eine überraschende Bildauswahl mit teilweise unerwarteter Deutung, interessante Diskussionen, die die intensive Arbeit an diesem Tag widerspiegelten. Noch einige Einzelgespräche, dann war für die Jugendlichen ein intensiver, aber interessanter Projekttag beendet. Aber noch nicht für das Drehteam: Simon Oblescak und sein Kameramann Roman Koblov suchten und fanden noch filmisch interessante Details in Ausstellung und Zellentrakt.

Im Oktober gibt es dann einen fertigen Film - Regie: Simon Oblescak, Kamera: Roman Koblov, Haupt-Darsteller: eine 12. Klasse aus dem Magdeburger Hegel-Gymnasium, die Lehrerin Manuela Krayl und der Gast Dr. Willi Polte.

Vielen Dank an den Journalisten Stefan Harter von der Magdeburger "Volksstimme" für die zeitweise Begleitung des Projektes und den sehr schönen Presse-Artikel in der Ausgabe vom 10.09.2019.

Und hier geht es zum fertigen Filmbeitrag

Fotos: Kordula Zollenkop, Dokumentationszentrum

Projektwoche mit Konzert

Vom 8. bis 12. April 2019 fand eine Projektwoche für die 10. Klassen des Hegel-Gymnasiums statt. Im Mittelpunkt stand das Thema „Musik zwischen Staat und Rebellion“. Das hieß für die SchülerInnen, dass sie ihren Blick speziell auf den Alltag junger Leute in der DDR richten, darauf, wie die Eltern oder Großeltern Musik erlebt und konsumiert haben und was es bedeutet, wenn Bands und ihre Texte in den Fokus staatlicher Einflussnahme geraten. Und - welche Rolle spielte die staatlich "gewollte" Musik?

Den Abschluss dieser Woche bildete dann am 12. April in der Schule eine Konzert-Lesung mit Andreas Schirneck. Er war bereits zur Kulturnacht im September 2018 zu Gast im Gedenkstättenkomplex. Andraes Schirneck, Musiker und Freund von Klaus Renft, hatte durch sein offenes, sympatisches Auftreten die Lehrerinnen und SchülerInnen sofort auf seiner Seite. Er hat aus Stasi-Akten zitiert, so auch aus dem Bericht eines Stasi-Mitarbeiters, der aus "dienstlichen" Gründen ein Renft-Konzert besuchen musste. Dieser Bericht hat so manchen Lacher hervorgerufen: junge Leute, die beim Tanzen ihre Beine nicht bewegen, aber die Arme in die Luft werfen, Musiker, die mit geschlossenen Augen spielen, englische Texte, die nicht zu verstehen waren und und und... Für diesen Mitarbeiter war der Konzert-Tanz-Abend bestimmt eine Herausforderung!

Anekdoten aus der Jugend- und Musikerszene der DDR in den 1960er und 1970er Jahren, originale Tonmitschnitte von Klaus Renft - die Zeit verging im Flug. Und dann war da natürlich Musik, live gespielt, mit Gitarre und Mundharmonika - es war eine "Zeitreise mit Musik".

Und natürlich durfte die "Rockballade vom kleinen Otto" nicht fehlen, unplugged, in der Projektarbeit kennengelernt und wieder erkannt.

Übrigens: Für 2020 stehen die nächsten Termine schon fest ...

Fotos: Bettina Wernowsky

Eine andere Jugend in der DDR - Ein Zeitzeugengespräch

Am 18. Oktober 2018 stand für eine 12. Klasse des Magdeburger Hegel-Gymnasiums eine besondere Unterrichtsstunde auf dem Programm. Die Klasse war bereits zu einer Führung im Gedenkstättenkomplex und war im August dieses Jahres zu einer Projektführung in der Sonderausstellung "Widerspenstig und widerständig" zu alternativen Jugendkulturen in der DDR. Also war die Klasse bestens vorbereitet auf das, was Angela Kowalcyk (Berlin) zu erzählen hatte: von ihrer Jugend in der DDR, die sie anders verlebte als die meisten anderen Jugendlichen. Von ihrem "Nicht-Angepasst-Sein", das sie als Punk zum Ausdruck brachte und das ihr letztlich im Alter von 16 Jahren sieben Wochen Untersuchungshaft bei der Stasi einbrachte. Und der Vorwurf?  "Öffentliche Herabwürdigung", die die Jugendliche mit dem Spitznamen "China" durch Gedichte und ein pazifistisches Flugblatt ausgedrückt haben soll!

Sie sprach über Repressionen der Stasi, sie berichtete vom "Delikt", das der Auslöser für die Inhaftierung war und sie sprach über die Zeit nach der Haft: die Schikanen, die weitere Beobachtung und Bespitzelung und der daraus resultierende Vertrauensverlust, der ihr weiteres Leben mit bestimmen sollte.

In der anschließenden Diskussionsrunde fragte ein Schüler noch einmal genau nach dem Delikt: Was sie denn noch getan hätte, damit man sie in Haft nehmen konnte. Nach der Antwort: Unverständnis. Nur ein Flugblatt, in dem die Rolle der NVA als Friedensarmee angezweifelt wurde? Nur ein Gedicht, in dem die DDR mit einer Mausefalle verglichen wurde? Und dafür U-Haft? Mit 16?

Angela Kowalczyk berichtete, erzählte, erläuterte, las das Gedicht mit der "Mausefalle" vor, antwortete auf Fragen und hat durch ihre lebendige, berlinerisch geprägte Sprache schnell Zugang zu den SchülerInnen gefunden. Im persönlichen Gespräch wurden anschließend noch Gedanken (und Adressen) getauscht. Angela Kowalczyk, sichtlich emotional berührt, war begeistert von den  SchülerInnen.

Die betreuende Lehrerin, Frau Jakuszeit, hat mit einem Blumengruß, auch im Namen der Jugendlichen, "Dankeschön" gesagt. Vielleicht bis auf ein nächstes Mal mit einer anderen Klasse ...

Fotos: Bettina Wernowsky, Dokumentationszentrum

"Der Herbst '89 in Magdeburg" mit der Neuen Schule Magdeburg

Der erste Projekttag 2018 geht an ... die Neue Schule Magdeburg! 16 Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse kamen neugierig und gut vorbereitet am 16. Januar 2018 in die Gedenkstätte. Die Ausstellung zum Herbst 89, die die Arbeitsgrundlage dieses Projektes ist, stand im Flur bereit.

Durch Fragen und Gespräche in den Familien zum Thema DDR, Leben in der DDR und das Erleben der Ereignisse im Herbst '89 hatten die SchülerInnen für eine solide Grundlage für den Einstieg in den Projekttag gesorgt. Begriffe wie "Bückware" oder "Trabant" standen Slogans der Demo-Transparente gegenüber, wie z. B. "Blumen statt Krenze".

Der anschließende geführten Rundgang durch die authentischen Bereiche wie Zellentrakt oder Vernehmerraum führte erneut zu Fragen, Bemerkungen und Statements ("Das ist doch nicht rechtsstaatlich"...)

In der folgenden Arbeitsphase wurde wieder diskutiert, z.B. wie "Überwindung der Angst" zu interpretieren sei und warum es für die Menschen eine Hemmschwelle bedeutete, auf die Straße zu gehen.

Die Ergebnisse wurden dann vorgestellt - und natürlich diskutiert. In der Schule wird noch nachgearbeitet, und bestimmt wieder - diskutiert!

Sowohl für die betreuende pädagogische Mitarbeiterin des Dokumentationszentrums als auch für die SchülerInnen war es ein gelungener erster Projekttag des Jahres 2018.
(http://www.neue-schule-magdeburg.de/aktuelles/238-geschichtsprojekt-klasse-10)

Fazit eines Schülers: "Was man über den Herbst '89 in Magdeburg wissen sollte, haben wir in den 4 Stunden erfahren." Die Gespräche in den Familien werden auf jeden Fall fortgesetzt.

Fotos: Bettina Wernowsky, Dokumentationszentrum

Ein bilinguales Langzeitprojekt

Am 6. April 2017 startete ein besonderes Projekt mit dem Magdeburger Hegel-Gymnasium: Die bilinguale 10. Klasse hat sich im Fachpraktikum Geschichte mit verschiedenen Aspekten der DDR-Geschichte auseinander gesetzt.

Der erste Teil des Projektes fand im Gedenkstättenkomplex in deutscher Sprache statt. Vier Themenfelder waren zu bearbeiten. In verschiedenen thematischen Untergruppen haben sich die SchülerInnen den authentischen Ort Untersuchungshaftanstalt erschlossen, haben sich mit der Arbeitsweise des MfS beschäftigt, Haftgründe und Repressionen gegen Andersdenkende (speziell Jugendliche betreffend) kennen gelernt,  und haben sich Infos zu Opposition und dem Herbst 89 erarbeitet.

Im zweiten Teil dieses besonderen Projektes stand die Umsetzung der Ergebnisse in die englische Sprache im Mittelpunkt. Und vor allem - in welcher Form sollen diese Ergebnisse aufbereitet und verarbeitet werden? Kann man die Ergebnisse vielleicht sogar nachnutzen? In dieser zweiten Phase haben die SchülerInnen eigenständig gearbeitet, auch im Gedenkstättenkomplex, wie z.B. zu Dreharbeiten für Kurzfilme.

Am 4. Mai war es dann soweit. Die Resultate dieses Langzeitprojektes wurden in der Schule im Beisein einer Lokal-Journalistin der Magdeburger Volksstimme (erschienen in der Volksstimme vom 12.05.17/ S. 17) und der verantwortlichen Projektbetreuerin des Dokumentationszentrums vorgestellt: Die Kreativität und das Können der SchülerInnen führte dazu, dass 2 Filme, ein 3D-Modell, ein Vortrag mit Info-Karten, ein professioneller Flyer, ein PowerPoint-basierter Vortrag und ein Lückentext entstanden sind. Zum Teil wurden die Umsetzungen mit Websites gekoppelt, die über entsprechende QR-Codes zu erreichen sind.
Und nicht zu vergessen: Alles in hervorragendem Englisch!

Sämtliche Projektergebnisse können in weitere Projekte eingebunden werden, sei es durch das Dokumentationszentrum, sei es in der Schule als ergänzende Medien im Unterricht.

Konzentrierte (An)Spannung vor der Präsentation der Ergebnisse und Konzentration mit Spaß - das war der gelungene Abschluss dieses außergewöhnlichen Projektes

Fotos: Bettina Wernowsky, Dokumentationszentrum

Und im Mittelpunkt: Die Biografie

Die SchülerInnen der 10. Klassen der Gesamtschule Langenweddingen haben sich mit einem Aspekt der DDR-Geschichte am authentischen Ort auseinandergesetzt. Am 15. und 17. Februar 2017 waren sie mit ihren Lehrerinnen zu Gast in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt.

Führungen durch Zellentrakt, Vernehmerraum und Besucherkeller haben die SchülerInnen bei der Erschließung des authentischen Ortes unterstützt, im anschließenden Projekt wurden dem Ort dann Gesichter und Schicksale zugeordnet.

Jeder Schüler und jede Schülerin hat sich eine Biografie ausgesucht, ohne etwas von den Geschichten hinter den Namen zu wissen. Die meisten der in der Dauerausstellung dokumentierten Biografien betreffen Menschen, die im jugendlichen Alter von der Staatssicherheit „bearbeitet“, verhört und verhaftet wurden. Oftmals waren sie dabei im selben Alter wie die SchülerInnen, das erleichtert natürlich den Zugang zur „Geschichte, die hinter dem Namen steht“. Und der Vergleich zur aktuellen Lebenswelt der Jugendlichen fällt dadurch auch leichter.

Nach 4 Stunden intensiver Auseinandersetzung mit dem Ort und mit Lebensläufen, nach Diskussionen untereinander und durch Nachfragen standen als Ergebnis Vorträge und Statements, die zum Nach-Denken und Weiter-Denken anregten.

Wieder einmal außer Haus

Am 12. und 13.12.2016 haben sich die 10. Klassen der Wartbergschule Niederndodeleben über den "Herbst '89 in Magdeburg"  und die Friedliche Revolution informiert. Die Infos bekommen die Schüler durch eine Ausstellung und einen Film, vorbereitete Arbeitsblätter erleichtern das Erschließen. Innerhalb der Projekttage haben die Schüler Aufgaben gelöst, ein Kreuzworträtsel geknackt (Was war denn nun das Symbol der Friedlichen Revolution? Die Taube oder die Kerze?) und haben versucht, die Überwindung der Angst der Demonstrierenden im Herbst 89 mit Situationen aus ihrem eigenen Erleben zu vergleichen.

Besuch im Hegel-Gymnasium Magdeburg

Wir hatten für den 16.09.2016 ein einmaliges Projekt für Schulen angeboten: Eine Autorenlesung mit der gebürtigen Magdeburgerin Anne Hahn. Das Hegel-Gymnasium hat diese Autorenlesung für eine 10. und eine 11. Klasse möglich gemacht und somit stand für die SchülerInnen zweier Klassen dieser Magdeburger Schule etwas Besonderes auf dem Stundenplan: Anne Hahn hat gelesen. Und sie hat erzählt. Und sie hat Fotos gezeigt.

Aus dem Buch "Der weiße Strich. Vorgeschichte und Folgen einer Kunstaktion an der Berliner Mauer" und aus dem Buch "Gegenüber von China", ein autobiografischer Roman über Punk in der DDR, Flucht und Stasi-Haft hat Frau Hahn gelesen, dazwischen über sich und ihr Leben in der DDR gesprochen und ist mit den SchülerInnen ins Gespräch gekommen. Ihr lebendiger, anschaulicher Schreibstil ist bei den SchülerInnen und beiden Lehrerinnen gut angekommen und mit ihrer offenen, unkomplizierten Art hat Anne Hahn schnell Zugang zu den SchülerInnen gefunden.

Fotos: Bettina Wernowsky, Dokumentationszentrum

Projekttag außer Haus

Am 14.12. und 15.12.2015 fanden an der Wartbergschule in Niederndodeleben Projekttage zum Thema "Der Herbst 89 in Magdeburg" statt.

In der Aula der Schule stehen die 20 Ausstellungsflächen, die neben einem Filminput als Quelle für die Schülerarbeit genutzt werden. Alle 10. Klassen der Wartbergschule werden an beiden Tagen einen Schritt zurück in der Geschichte gehen.

Trotz Vorweihnachtsstimmung kurz vor den Ferien sind die Schüler voll bei der Sache - bei den Fragen, bei der Diskussion, bei den Statements. Einige Schüler nehmen Fragen mit nach Haus: zu den Eltern, Großeltern, Familien...

Termine für das Jahr 2016 stehen auch schon fest - für die nächsten 10. Klassen!

Arbeiten mit Biografien - Ein Projekttag in der Dauerausstellung

Am 07.12.2015 war eine 8. Klasse des Magdeburger Hegel-Gymnasiums zu Gast. Die SchülerInnen sollten und wollten sich eigenständig mit dem Thema Repression in der DDR, Haft und Haftgründe und die Folgen danach beschäftigen. Der Ansatz dabei war das selbständige Annähern an Biografien und Lebensgeschichten und das jugendliche Alter der SchülerInnen. Denn die meisten der dokumentierten Biografien betreffen Menschen, die im jugendlichen Alter von der Staatssicherheit "bearbeitet", verhört und verhaftet wurden. Der Vergleich zur aktuellen Lebenswelt der Jugendlichen wird dadurch erleichtert.

Nach dem Kennenlernen des authentischen Ortes durch eine Führung haben sich die Jugendlichen an IHRE Biografie herangetastet. In kleinen Gruppen wurde konzentriert gearbeitet, untereinander diskutiert und Fragen gestellt.  Insgesamt 5 Stunden Auseinandersetzung mit Lebensläufen vor einem vergangenen gesellschaftlichen Hintergrund führten im Ergebnis zu Vorträgen, die Wichtiges von Unwesentlichem trennten, die zu Diskussionen anregten und zu nachdenklichen Statements der Jugendlichen.

Der Projekttag aus der Sicht der Schüler - Danke dafür!