So war das mit dem Ostpaket und Westpaket

Am 6. Dezember, in der Vorweihnachtszeit und noch dazu am Nikolaustag fand die letzte Veranstaltung im Jahr 2018 statt. Und – passend zur Jahreszeit ging es um Geschenke. Genau gesagt um „Geschenksendung – Keine Handelsware“. Ein solcher Vermerk „zierte“ nämlich jedes Westpaket.

Konstanze Soch beschrieb die Rituale, die in den DDR-Familien nach Erhalt einer „Geschenksendung“  abliefen und die gar nicht so unterschiedlich waren: Vom Aufdröseln der Paketschnur über das Aufrollen (für spätere Weiterverwendung), das Auswickeln und sorgfältige Zusammenfalten des Papiers (ebenso für spätere Weiterverwendung), bis hin zum Aufklappen des Kartons. Und dann – der erste Blick ins Paket, dem ein ganz besonderer Duft entströmte. Diesen jetzt verloren gegangenen Duft haben viele ehemalige Paket-Empfänger aus der DDR noch heute in ihrer Erinnerung. Jedenfalls wußten die meisten Besucher, die den Veranstaltungsraum in der Gedenkstätte füllten, genau, wovon Frau Soch sprach.

Über den privaten Aspekt des Paketverkehrs hinaus stellte Frau Dr. Soch die volkswirtschaftliche Bedeutung der Paketsendungen dar. Ein Beispiel: Ende der 1970er Jahre hatte die DDR Probleme bei der Versorgung der Bevölkerung mit Kaffee. Die „Ersatzlösungen“  führten zu Unmut unter den Bürgern, der mit diversen Zusätzen gestreckte Ersatzkaffee wurde abgelehnt. Kurzerhand wurden die knappen Einfuhrmengen, die den Paketverkehr reglementierten, geändert. Somit konnten Devisen für den Ankauf teurer Kaffeebohnen eingespart werden, da ein Teil der Bevölkerung anderweitig mit Kaffee „versorgt“ wurde.

In ihrem Vortrag hat Frau Soch auch die Geschenksendungen in den Westen analysiert. Im anschließenden Gespräch mit den Besuchern wurden Erinnerungen ausgetauscht und Gesagtes bestätigt oder ergänzt. Ein Besucher hatte sogar ein echtes Westpaket dabei…

Konstanze Soch, Jahrgang 1988, hat an der Otto-von Guericke- Universität Magdeburg Kultur-wissenschaften und Europäische Kulturgeschichte studiert. Seit August 2017 ist sie Mitarbeiterin bei der BStU.

Fotos: Bettina Wernowsky