Geschichtsmesse in Suhl 2022

„Demokratie unter Druck – Freiheit, Protest und Extremismus in Europa nach 1989/90“

Unter dem oben genannten Leitthema stand die diesjährige Geschichtsmesse, die vom 28. bis 30. April 2022 im Ringberghotel in Suhl (Thüringen) abgehalten wurde.

„Freiheit ist in unserer Geschichte ein scheinbar übermächtiges Leitmotiv. Der Wunsch nach Freiheit war und ist Antrieb für Revolutionen und gesellschaftlichen Wandel. Über kaum einen anderen Begriff wird in der historisch-politischen Bildung und insbesondere im Bereich der Aufarbeitung der SED-Diktatur so viel gesprochen. Was aber ist mit Freiheit genau gemeint? Was verstehen Menschen in Ost- und Westdeutschland jeweils darunter? Warum fühlen sich manche Bürgerinnen und Bürger auch in der Demokratie unfrei? In welchem Verhältnis stehen Freiheit, Protest und politischer Extremismus? Und welche Rolle spielen rechte Gewalt und Extremismus in der andauernden Vereinigungsdebatte zwischen „West“ und „Ost“ rund 30 Jahre nach den Ausschreitungen von Hoyerswerda, Mölln, Rostock-Lichtenhagen, etc.?. Dies werden nur einige der Fragen sein, die wir auf der Geschichtsmesse diskutieren wollen.“ (Info des Veranstalters)

Mit einer Begrüßung von Dr. Anna Kaminsky, der Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung sowie Grußworten von André Knapp und Dr. Sabine Kuder wurde die Tagung eröffnet. Vor dem Hintergrund von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine am 24.02.2022 wurde eine Schweigeminute für die Opfer und Betroffenen des Krieges sowie für alle, die sich in Osteuropa unter Gefahr für das eigene Leben für Demokratie und Menschenrechte einsetzen und engagieren, abgehalten.

Anschließend hielt Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller von der Stiftung Ettersberg einen Einführungsvortrag zum Thema „Grenzen der Freiheit und der Schutz der Freiheit“ und warf einen Blick auf unterschiedliche Freiheitsvorstellungen und Freiheitsrechte vor dem Hintergrund einer historischen Perspektive. Nachmittag und Abend des 28.04.2022 setzen sich zusammen aus zwei Podiumsgesprächen. Prof. Ganzenmüller, Anne Hähnig (Leiterin des Ressorts ZEIT im Osten, DIE ZEIT), Christine Lieberknecht (Thüringer Ministerpräsidentin a.D.) und Bodo Ramelow (Ministerpräsident des Freistaats Thüringen) traten gemeinsam mit Harald Asel (rbb Inforadio) in den Austausch über die Grenzen der Demokratie und gingen der Frage nach, wie sich Freiheit und Protest im wiedervereinten Deutschland äußern. Im zweiten Podiumsgespräch des Tages moderierte Henry Bernhard (Landeskorrespondent für Thüringen beim Deutschlandfunk) eine angeregte und spannende Diskussion zum politischen Extremismus im wiedervereinten Deutschland und Extremismusformen in Ost- und West mit Ingo Hasselbach (Mitbegründer der Aussteigerorganisation „Exit Deutschland“), Prof. Dr. Tom Thieme (Hochschule der sächsischen Polizei), Christian Bangel (ZEIT online) und der Autorin Katharina Warda.

Am Vormittag des 29.04.2022 wurden die aktuellen Angebote der Bundesstiftung Aufarbeitung durch Dr. Robert Grünbaum vorgestellt. Anschließend fand eine informative Debatte zwischen Judith Mayer (Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt), Anja Neubert (Universität Leipzig), Dr. Nico Nolden (Universität Hannover) und Leonie Schöler (Journalistin) statt, die sich über moderne, neue und zeitgemäße Formen der Vermittlung von Geschichte und historischen Ereignissen speziell an junge Zielgruppen in Form von Online-Formaten, Social Media und Games ausgetauscht haben. Der Nachmittag bestand traditionellerweise aus den parallelen Projektpräsentationen und Workshops, die nacheinander in drei Blöcken besucht werden konnten. Das Dokumentationszentrum am Moritzplatz besuchte die Präsentationen zu den Themen „Geschichte ausstellen und vermitteln Teil 1 und 2“, „Geschichtsvermittlung an Jugendliche Teil 1 und 2 – Jugend erinnert“ und „Aktuelle Forschungsprojekte Teil 1 und 2“ teil. Hier konnten viele neue Anregungen für Sonderausstellungen, mögliche Veranstaltungen und Projektangebote für Schulen gewonnen werden, die ab 2023 umgesetzt werden sollen.

Der dritte Tag der Geschichtsmesse begann mit einem großen Podiumsgespräch in internationaler Runde statt: Dr. Radka Denemarková (Autorin), Markus Meckel (Ratsvorsitzender der Bundesstiftung Aufarbeitung), Prof. Dr. Irina Scherbakowa (Memorial Moskau) und PD Dr. Adamantios Theodor Skordos (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas) diskutierten gemeinsam mit Stefan Nölke vom MDR Kultur über das Europa im vierten Jahrzehnt nach den Freiheitsrevolutionen von 1989/90 und stellten sich aus aktuellem Anlass die Frage, ob die Freiheit inzwischen wieder verloren sei. Nach abschließenden Worten von Dr. Kaminsky und Dr. Kuder wurden die Teilnehmer der 14. Geschichtsmesse verabschiedet.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für die gelungene Veranstaltung und Organisation sowie für die vielseiten Angebote.

Auf der Internetseite der Bundesstiftung Aufarbeitung und deren YouTube-Kanal kann man sich über die Geschichtsmesse informieren.